Spectrum Road – Spectrum Road

Die Bezeichnung „Supergroup“ ist ja etwas überfrachtet. Doch in gewisser Weise trifft dieser Terminus auf Spectrum Road zu. Tatsächlich war der Initiator dieser neuen Formation schon einmal Mitglied einer sogenannten Supergroup – die hieß Cream und Jack Bruce war ihr Bassist und Sänger. Als die sich aufgelöst und Bruce mit „Things We Like“ ein eigenes Jazzalbum mit John McLaughlin und Mitglieder der britischen Rock Jazzer Colosseum veröffentlicht hatte, holte ihn 1970 der zuvor bei Miles Davis aktive Schlagzeuger Tony Williams für das zweite Album „Turn It Over“, seiner mit John McLaughlin und Organist Larry Young neuformierten Band Lifetime. Hier konnte sich der Schotte auf seinem E-Bass so austoben, wie er es gern wohl auch öfter bei Cream getan hätte. Lifetime spielten damals unglaublich komplexe, wild sprudelnde Kaskaden aus Rock und Jazz, voller Tempowechsel und Freiräume – wahre Klangmonster!
Um an deren prägende Bedeutung für die bald entstehende Fusionära zu erinnern, aber wohl auch, weil es so viel Spaß bringt diese Powermusik zu spielen, tat sich Bruce nun mit Drummerin Cindy Blackman Santana; die den 1997 verstorbenen Tony Williams ja als ihr Idol nennt und tatsächlich sehr nah an dessen rauen, ungestümen Stil kommt; sowie Organist John Medeski und Gitarrist Vernon Reid zum Quartett Spectrum Road (*) zusammen. Den Namen liehen sie sich von einem Stück der ersten Lifetime-LP „Emergency“ und bis auf zwei Nummern stammen die Songs auch aus den sechs Lifetime-Alben. Einige davon finden sich übrigens schon auf Cindy Blackman’s, mit einer anderen Besetzung aufgenommenen Tribut-CD „Another Lifetime“.
Es ist faszinierend wie Bruce und Co. den explodierenden Spirit von Williams bahnbrechender Band hier auferstehen lassen. Zwar spielen diese Meisterinstrumentalisten bis auf zwei Stücke ausschließlich Lifetime-Repertoire, kopieren dabei aber nicht platt die Noten, sondern orientieren sich lediglich am Grundcharakter der alten Kompositionen und Jams. Spectrum Road geht es nicht um Nostalgie, vielmehr, das Lifetime-Gebräu aus vulkanischem Free Jazz und dramatischem Prog-Rock mit frischer Energie zu versorgen. Damit bringen sie diese Musik, vierzig Jahre später, erneut zur Explosion. Ein Ereignis!

(Palmetto/ Soulfood)

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