Derek Trucks: g/ Susan Tedeschi: g, voc/ Oteil Burbridge: b/ Kofi Burbridge: key, fl/ Tyler Greenwell: dr, perc/ J.J. Johnson: dr. Perc/ Mike Mattison: voc, a-g/ Mark Rivers: voc/ Kebbi Williams: sax/ Maurice Brown: tp/ Saunders Sermons: tb, voc
11 Tracks
Aufnahme: Oktober 2011
Produzent: Derek Trucks
Spieldauer: 63:25 u.
Für das im vergangenen Jahr erschienene Debüt „Revelator“ der Tedeschi Trucks Band bekam das Ehepaar Susan Tedeschi und Derek Trucks einen Grammy. Die FAZ schrieb damals darüber: „Eine mark- und beinerschütternde Seelenerfahrung“. Soweit möchte ich bei dieser Live-Doppel-CD nicht gehen.
Die im Oktober 2011 während einer Tour in Washington, Bridgeport und Toronto mitgeschnittenen Songs zeigen die elfköpfige Big Band des Blues selbstverständlich in Bestform, dabei natürlich wieder omnipräsent das Gitarrenwunder Derek Trucks. Wenn er seine sechs Saiten in Schwingungen versetzt, scheint es, als würden die Kollegen voller Ehrfurcht ihr Spiel vergessen. Ohne Frage, Derek versteht es Gänsehaut beim Hörer zu erzeugen. Doch wie wäre es, wenn er sich langsam auch mal darauf einlassen könnte, sein Spiel häufiger auch dem Bandklang unterzuordnen?
Davon, und der schlappen Eröffnungs- und Titelnummer „Everybody’s Talkin“, abgesehen, erlebt man die Truppe auf Everybody’s Talkin‘ (*) mit einem packenden dynamisches Southern-Delta-Blues-Motown-Rock-Cocktail. Ihre Songliste aus Originalnummern der Band und mitreißend gecoverten Klassikern von Bill Withers, Muddy Waters, Etta James, Stevie Wonder oder den Staple Singers zeugt vom tadellosen Geist dieser Rock- und Blues-Revue. Bei TTB geht es nicht um die Neuerfindung des Rades oder etwa so etwas wie Trends (obwohl Neo-Blues a’la Black Keys hat ja Konjunktur). Auch Tedeschi und Trucks wissen um die Faszination und den immergültigen Wert der Musik der Sechziger- und Siebzigerjahre. Also pflegen sie diese auf höchstem Niveau, ohne aber in plakative Erstarrung zu verfallen. Frau Tedeschi’s Stimme klingt dabei immer mehr von Janis Joplin und tiefstem Soul geprägt, Trucks lässt dazu wunderbar farbige Soundkaskaden und perlende Improvisationen aus seiner Slidegitarre fliessen, während die Band eine fette Groove-Basis legt und die Bläser nette kleine Soloeinlagen addieren. Das wirkt nie routiniert abgespult, vielmehr vermittelt sich bei diesem Livealbum überzeugend der Spaß, den die Musiker auf den Bühnen hatten.
Dank ihrer Spielfreude erinnert die TTB – welche Überraschung – auch an die vor vierzig Jahren mitgeschnittene Großtat von Greg und Duane Allman „At Fillmore East“. Gibt es doch so etwas wie Reinkarnation?
(Sony Classical)
